Vom Älterwerden …

Es ist an der Zeit über ein ernstes Thema zu reden, denn was nützt all die Literatur, wenn die Sehkraft nachlässt und das Gehör langsam schwindet? Und so schenke ich mir heute, zu meinem 38. Geburtstag, eine Eint(r)ags-Glosse (die mit einem Augenzwinkern geschrieben wurde und auch so gelesen werden darfSo isses ).

Schenk du dir einen Kaffee oder besser einen grünen Tee ein, der geht nicht so aufs Herz, lehn dich zurück und komm mit mir in die Jahre.

Früher konnten wir Filme und Kassetten zurückspulen. Erinnerst du dich noch daran? Ich wusste nie genau, wie weit ich nun spulen musste, und natürlich war es immer zu weit oder noch nicht weit genug.

Das heutige Zeitalter hat sich unserem Altern angepasst – das Leben lässt sich nicht zurückdrehen, eine CD auch nicht.

So wird die Technik fortschrittlicher und uns immer ähnlicher. Seltsam, nicht wahr?

Ich selbst lerne zwar noch dazu, dürfte im letzten Jahr aber mehr als nur um ein Jahr gealtert sein. Da ich die Jahre davor meist für jünger gehalten wurde, habe ich – rein äußerlich – wieder aufgeholt. Bleibt es also dabei: ich bin jetzt 38 Jahre.

Als ich 8 war, fand ich das steinalt, quasi scheintot. Mit 18 wollte ich sicherlich nie 38 sein, mit 28 freute ich mich noch auf die 3 anstelle der 2, allerdings sollte diese dann den Platz der 8 einnehmen. Ein annehmbares Alter: 32. Oder nicht?

Nun denn, 32 konnte ich nicht bleiben und so ist es nun heute mal wieder soweit:

»Happy Birthday… Happy Birthday…«

Ich habe keine Angst vorm Altern. Du? Aber es macht sich schon hier und da bemerkbar: Ich spüre es in den Knochen, der Rücken schmerzt, die Füße sind platter, der Nacken knackt – der Körper redet mit mir, beinahe täglich und vertreibt die altersbedingte Einsamkeit. Ziemlich schlau, dieser Körper.

Nur hat sich die Haut von dieser Schlauheit leider nichts angenommen! Wie sagt die Pflegeproduktindustrie? »Die Haut wird reifer«. Haben Sie schon einmal einen reifen Pfirsich gesehen, der so richtig frisch und saftig ist? Die Schrumpel-Phase ist dann nicht mehr weit. Reife Haut ist die angenehmere Umschreibung für »Kurz vor schrumpelig«, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie schrumpelt, die Haut, bald.

Aber dafür gibt es Mittelchen: Wenn es nicht gleich ein Skalpell sein soll, dann helfen auch Cremes mit Doppel Q10. Wenn ich 60 bin, nehme ich dann vierfach Q10? Und mit 70 hilft selbst das nicht mehr. Dann ist die Haut so dünn wie Pergamentpapier und so zerknittert wie nach einem akuten Anfall einer Schreibblockade aus den Siebzigern, bei der die halb beschriebene Seite zerknüllt in die Ecke geworfen und später noch einmal vorgeholt wurde, um sie wieder zu glätten. Selbst ein Bügeleisen hilft da nicht mehr, das brennt sich ein, was allerdings modern wäre – so ein Branding in Form eines Bügeleisenabdrucks auf der Stirn. Aber nein, muss ich nicht haben – ich bin ja auch noch nicht 70.

Vor ein paar Monaten entdeckte ich erste Falten. Zwei Stück. Denkerfalten, Grübelfalten, Zornesfalten … sowas in der Art. Kennen Sie die? Zwei parallel verlaufende Falten über der Nasenwurzel und genau zwischen den Augenbrauen. Falten!

Jetzt geht das los!

Als ich meinem Mann vorschlug, ich könnte mir die beiden Falten mit Botox aufspritzen lassen, hat er gelacht. Lacht der Kerl einfach, wenn ich mir Sorgen um mein Äußeres mache. Versteht der nicht. Männer eben. Aber schön sollen wir schon immer aussehen, das ist klar. Aber selbst Schuld, denn auch er kriegt mal Falten, und das sind dann definitiv Lachfalten. Die habe ich nämlich nicht. Warum? Na, weil ich nix zu lachen habe. Dafür tanzen Krähenfüßchen um meine Augen. Frau kann ja auch nicht alles haben.

Das Leben hinterlässt Spuren im Gesicht – poetischer kann man Falten wohl nicht umschreiben. Besser werden sie dadurch aber auch nicht.

Doch der Körper sorgt für ein entsprechendes Gleichgewicht: Im Gesicht bekomme ich etwas mehr, auf dem Kopf wird es weniger: Meine Haare werden dünner. Kunststrähnen oder eine Perücke werden wohl in den nächsten Jahren auf dem Wunschzettel stehen müssen. Aber vielleicht versuche ich es mal mit einer Glatze, obwohl die ja nur bei Männern sexy sein soll.

Wobei: Haare haben wir Frauen ja viele: Haare an den Beinen, an den Armen, unter den Armen, an Stellen, wo andere keine Stellen haben und nicht zu vergessen die Haare auf den Zähnen. Die zusammengenommen in die Kopfhaut verpflanzt, ergeben doch sicherlich … nein? … also doch das Toupet.

Weitere Anzeichen des Älterwerdens: Ich beginne meine Haare zu färben, nicht weil sie schon grau sind, sondern weil ich mich an meiner Haarfarbe sattgesehen habe. Ich nehme mir mehr Zeit fürs Make-up, das verjüngt. Ich ziehe mir schickere Sachen an, das veredelt, ich achte aufs Dekolleté, das macht sexy. Aspekte, auf die unsereins mit zwanzig nicht achten musste.

Apropos Dekolleté:

Wichtiges Detail in meinem Alter: Der Push-up. Wer glaubt, der sei für junge, knackige Mädchen gemacht, der irrt. Der Push-up ist für Frauen im reifen Alter unerlässlich. Denn ich möchte meine Brüste nicht am Bauchnabel hängen haben. Nicht auszudenken, wenn ich nicht nur ein Bauchnabelpiercing hätte – das könnte schmerzhafte Verhedderungen geben. Schlimmer noch: Hinsetzen und elegant die Beine übereinanderschlagen ist nicht, denn dann würde ich mir ja meine Brüste einquetschen. Autsch!

Nein, der Push-up ist für die Frau ab 35 ein Muss.

Allerdings verzichte ich auf Netzstrümpfe, Minirock und knappe Shirts – das passt zu einer Frau mittleren Alters nicht mehr.

Mittleren Alters. Himmel, wie das klingt!

Aber ich rege mich nicht auf, nein, ich bin ruhiger geworden, im Laufe des Alters. Da ist es schon wieder. Das wird wohl auch ein normaler Prozess sein, bis ich am Ende meines Lebensweges vollkommen erstarrt bin – so endet das nun einmal.

Bevor es soweit ist, fülle ich die Hausapotheke noch einmal auf: Vitamine A-Z, Cremes für alternde Haut, Ampullen gegen Augenfältchen. Vor allem aber eine Doppelpackung Klosterfrau Melissengeist, den trinke ich auf Ex, sonst wirkt der nicht. *Hicks*

Bitte verrate mich nicht weiter: Meine Brille sitzt manchmal schief auf der Nase, denn zu der Kurzsichtigkeit ist die altersbedingte Weitsichtigkeit gekommen.

Ach, letztens las ich, wer älter wird, soll sich einen Hund anschaffen, so bleibt man in Bewegung und pflegt Kontakt zu anderen Menschen. Den Hund habe ich nun auch schon. Kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen, zumindest, solange ich am Morgen noch weiß, wie ich heiße und am Abend selbst mein Bett finde.

Tja, so ist das mit dem Älterwerden.

Alles wird anders und nichts bleibt so, wie es einst war. Aber ich möchte es nicht missen.

In diesem Sinne wünsche ich mir – ganz selbstgefällig – einen schönen Geburtstag und dir einen faltenfreien Tag, in der Hoffnung, dass du dich morgen noch an mich erinnerst – trotz voranschreitenden Alters – denn glaub mir, auch du bist morgen einen Tag älter!So isses

Mach es wie die Gebrüder Grimm: Erzähl es weiter.